Erlebnisbericht: zwei Fanclubs beim Veltins-Fanspiel
Beitrag von: Schalker Freunde Rengsdorf
Sonntag , 21.01.2018, der Spielplan weist die Paarung FC Schalke 04 gegen Hannover 96 aus. Treffpunkt für die Abfahrt zum Spiel ist bereits um 11.00 Uhr am „Mäckes“ in Willroth, obwohl das Spiel erst um 18.00 Uhr beginnt. Unter den Mitgliedern der Schalker Freude Rengsdorf herrscht gespannte Vorfreude. Es liegt nicht daran, dass es sich um Spiel 1 nach der Abschiedserklärung von Leon Goretzka in Richtung München handelt oder dass Breitenreiter und Heldt zurück in die Arena kommen. Nein, es liegt daran, dass die Schalker Freunde Rengsdorf an diesem Spieltag zum Kronkorken schießen auf den heiligen Rasen der Veltins-Arena dürften. Gegner sind die Vettelschoßer Knappen aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Kein Fehler darf passieren, da der Verlierer nicht damit rechnen darf, eine Niederlage in den nächsten Jahren in einer Revanche ausgleichen zu können.
Wolli hat mal wieder an Alles gedacht. Kaltes Bier, frische Brötchen mit Frikadelle, Käse und Fleischwurst liegen bereit. Es schneit, ein bisschen nur. Die Kälte reicht aber aus, das Schließen der Vordertür zu blockieren. Mit offener Tür des Busses nach Gelsenkirchen geht nicht. Also muss Busfahrer Daniel schnell nach Neuwied, um einen neuen Bus vom Hof zu holen. Daniel muss geflogen sein! Um 13.20 Uhr sitzen alle im Bus und es geht auf der A 3 in Richtung Ausfahrt Windhagen. Hier warten die Vettelschoßer Knappen. Gute Freunde, mit denen die Rengsdorfer oft zu Heimspielen des FC Schalke reisen. Heute sind die Knappen aber auch die Hürde, die beim Wettschießen über Sieg oder Niederlage entscheidet.
Trotz des bevorstehenden „Wettkampfes“ herrscht eine ausgelassene und freundliche Stimmung im Bus. Man lädt sich gegenseitig zum Bierchen ein. Schnell wird der perfide Plan erkennbar. Die Schützen der jeweils gegnerischen Mannschaft sollen möglichst ein Bier mehr trinken als man selbst. Aber die angemeldeten Schützen beider Fangruppierungen lassen sich nicht täuschen. Weitere Einladungen werden mit einem Schmunzeln im Gesicht gerne auf die Heimfahrt verschoben.
Kurz nach 14 Uhr erreichen wir den Parkplatz an der Arena. Wir sind die Ersten auf dem Platz. Die Anspannung hat wohl auch dem Bus Flügel verliehen. Nach kurzer Überlegung reift der Plan, zwei Haltestellen bis zur Schalker-Meile zu fahren. Schnell wird klar, die zwei von Wolli angekündigten Haltestellen sind in Wahrheit fünf Haltestellen. Angekommen tauchen wir in ein einziges Meer aus Fan-Schals und Fanclub-T-Shirts ein, die an Decken und Wänden der Kultkneipe hängen. Das muss man gesehen und gehört haben. Jede Menge Schalker Lieder, die lediglich von einem Ansager unterbrochen werden, der mitteilt, dass wieder eine Ladung Dortmund-Hasser-Schals eingetroffen sind, die reißenden Absatz finden. Nach einem kühlen Blonden geht es zurück zur Arena. Die Vorbereitungsphase auf das Kronkorken schießen beginnt.
Um 16.20 Uhr treffen wir Werner, Fanbeauftragten und S04 – Urgestein. Werner führt uns in den Innenraum. Wer einmal eine Führung durch die leere Arena mitgemacht hat, kann sich definitiv nicht vorstellen, wie diese Arena vom Rasen aus wirkt, wenn die Nordkurve schon voll steht. Zunächst warten wir an der Auswechselbank. Auf dem Platz laufen sich bereits Spieler von Hannover warm. Leider sind die Schalker noch in der Kabine. Maskottchen Erwin schaut nochmal vorbei und wünscht uns viel Glück. Dann ist es soweit. Werner führt uns an die Eckfahne und wir laufen unter Applaus der Nordkurve zum großen Showdown ein. Im Tor sind unten rechts und oben links überdimensionale
Kronkorken mit etwa einem Meter Durchmesser platziert. Die Schützen gehen nach der Reihe an den Elfmeterpunkt und schießen einmal oben, einmal unten. Die Leistungen vom Elfmeterpunkt waren eher dürftig, die Kreativität beim Darstellen der Gründe für die fehlende Treffsicherheit jedoch unbegrenzt. Der Rasen war zu nass, zu glatt, zu grün, das Licht zu hell, die Fans zu laut oder der Schütze war zu aufgeregt. Fehlende fußballerische Qualität fand sich nicht als Begründung der Schützen aus beiden Lagern. Im Ergebnis gab es keine Verlierer. Alle sind sich einig, etwas ganz großes auf dem Rasen erlebt zu haben. Das vergisst so schnell keiner der Teilnehmer.
Nachdem alle Schützen durch sind, geht es wieder aus dem Innenraum. Keine Minute später kommen die Schalker Torhüter, angeführt von Ralf Fährmann auf den Platz. Mist, wenige Momente und wir wären unserem Keeper ganz nah gewesen. Alle nehmen ihre Plätze im Stadion ein. In der ersten Halbzeit der Partie wissen unsere Jungs zu gefallen. Leon Groetzka bleibt an diesem Tag etwas blass und wird in der zweiten Halbzeit ausgewechselt. In der 16. Minute schießt uns die Juve- Leihgabe Marko Pjaca in Führung. Der Rest der ersten Halbzeit dümpelte etwas vor sich hin mit kleineren Chancen auf der einen, wie auch auf der anderen Seite. In der zweiten Halbzeit verlieren unsere Jungs Zusehens an Souveränität und Hannover kommt besser ins Spiel. Niclas Füllkrug ist es dann, der in der 86. Minute den späteren 1:1 Endstand erzielt. Der zweite Tabellenplatz, den wir so erhofft hatten, ist dahin.
Auf der Heimfahrt wird heftig über das Spiel diskutiert und die eigene Leistung vom Elfmeterpunkt mehrfach analysiert, wobei man das Gefühl hat, dass mit jeder Erzählung die Schüsse dichter an die Kronkorken kommen.
Autor: Rüdiger David