Stellungnahme der Fanbetreuung zum Polizeieinsatz

Zwei Tage ist das Spiel gegen PAOK Saloniki her, die Bilder aus der Nordkurve sind aber weiterhin präsent. Sie lassen uns als Fanbetreuung nicht einfach zum normalen Alltagsgeschäft übergehen. Unverhältnismäßig und unverständlich trifft es als Bezeichnung für den Einsatz am ehesten, weshalb wir, mit entsprechendem Abstand, unsere Sicht der Dinge darlegen wollen. Wir widersprechen den Darstellungen der Gelsenkirchener Polizei deutlich.

Von Seiten der Fanbeauftragten und des Vereins gab es zu keinem Zeitpunkt die Forderung eines Polizeieinsatzes, im Gegenteil. Es wurde darauf hingewiesen, dass es sich bei der Fahne nicht um einen volksverhetzenden Inhalt handelt. Die Fanfreundschaft zu den Anhängern von Vardar Skopje seit 2004 besteht und die Fahne von Komiti Düsseldorf hing schon häufiger, u.a. gegen Olympiakos Piräus, ohne jegliche Probleme im Stadion. Die vor Ort anwesenden Verantwortlichen der UEFA hatten ebenfalls nichts zu beanstanden und versicherten die Unbedenklichkeit dieses Symbols nach den Statuten des Verbandes.

Wir sind verwundert warum der aufgebaute Druck der Gästedelegation und die fragwürdigen Einschätzungen eines griechischen Polizeibeamten als Grund für dieses Vorgehen ausreichen, anstatt im Dialog mit den lokalen Ansprechpartnern eine Lösung zu finden. Viel Ahnung scheint der szenekundige Beamte aus Saloniki auf jeden Fall nicht zu haben, wie die Pressemitteilung der Polizei Gelsenkirchen zeigt. Eine mazedonische Fahne war jedenfalls gewiss nicht der Auslöser für erhebliche Ausschreitungen beim Spiel PAOK – Rapid Wien, aufgrund derer das kommende Rückspiel am Mittwoch ohne Zuschauer stattfinden wird.

Zudem hatte der Polizist aus Griechenland nach unserer Wahrnehmung keinerlei direkten Kontakt zu den mitgereisten Anhängern, weshalb wir über die Einschätzung bezüglich eines möglichen Gefahrenpotentials im Gästeblock nur den Kopf schütteln können. Für uns stellte sich die Situation bei den Gästeanhängern, die von einem S04-Fanbeauftragten ab der Vorspielphase bis zum Abpfiff vor Ort begleitet wurden, nicht als besorgniserregend dar. Von einer unmittelbar bevorstehenden Eskalation konnte während des Spiels keine Rede sein, was die Polizei ähnlich gesehen haben muss. Oder warum wurde sogar auf die bei internationalen Spielen sonst übliche Blocksperre für die Gäste verzichtet? Während der Begegnung gab es keinerlei Forderung zur Verstärkung des Ordnungsdienstes. Verwunderlich wenn angeblich ein Sturm aufs Spielfeld geplant sei. Die Entscheidung blieb ohne negative Folgen und wir stellen uns die Frage, warum bei solchen Drohungen von der üblichen Praxis abgewichen und nicht der Auswärtsblock verstärkt abgesichert wird.   

Die Einsatzkräfte konnten die Fahne zwar nicht sicherstellen, aber für die Entscheidungsträger, die den Einsatz angeordnet haben, war das Ziel am Ende erreicht. Für sie trat eine Entspannung der Lage ein. Wer am vergangenen Dienstag in der Arena war, der kann diese Einschätzung gewiss nicht teilen und kommt, wie wir, zu einer ganz anderen Bewertung der Lage. Uns erreichten viele Beschwerden von Anhängern über das rücksichtlose Vorgehen der Polizei und aus allen Ecken des Stadions regte sich großer Unmut über diesen Einsatz. Verständnis dafür konnte und kann niemand aufbringen. Die Wut entlud sich nach dem Spiel an den Beamten der Einsatzhundertschaften, die für die Planung nicht verantwortlich sind, aber sich die Kritik für ihre Vorgesetzten anhören mussten. Leider war dies nicht der erste unverhältnismäßige Polizeieinsatz im Zusammenhang mit Fußballfans. Wir erinnern uns z.B. an den Polizeikessel 2008 am Spieltagstreff des Schalker Fanprojekts an der Glückauf-Kampfbahn. Es gab am Ende kein greifbares Ergebnis, die Vorwürfe entpuppten sich als haltlos und das eh schon belastete Verhältnis zwischen Polizei und Fans in Gelsenkirchen verschärfte sich unnötig.   

Für uns als Fanbetreuung stellt sich die Frage wie es in Zukunft weitergehen soll, wenn unseren Einschätzungen der Situation und jahrelanger Erfahrung offensichtlich keinerlei Wert zugemessen wird. Ein Blick nach Dortmund, wo am vergangenen Wochenende zwar keine Tribünen gestürmt wurden, aber sich Fans im Polizeikessel wiederfanden, legt der Verdacht nahe, dass dies eine neue Linie der Polizei ist. Dies können wir als Fanbetreuung nicht akzeptieren und stellen eindringlich fest, dass es zur offenen und ehrlichen Kommunikation für uns keine Alternative gibt. Wir erwarten eine sinnvolle  Aufarbeitung des Vorfalls und vor allem, dass sich solche Szenen nicht mehr wiederholen.  

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